Jenseits von Steuern: Die wahren Kosten von Offshore-Strategien
Zypern wird zu Recht als eines der attraktivsten Zentren Europas für Steuerplanung angepriesen. Es bietet niedrige Körperschaftssteuersätze und einen einfachen Zugang zum europäischen Markt. Diese Vorteile machen Zypern zu einem Favoriten für Berater, die steuereffiziente Strukturen schaffen.
Viele Unternehmer lassen sich von den Versprechungen von Einsparungen und Compliance auf dem Papier ködern. Sie stellen dann fest, dass diese Strukturen zu Kontoablehnungen führen. Auch Probleme bei der Zahlungsabwicklung und eingefrorene Gelder sind mögliche Folgen.
Die Gefahr von Nominierten Direktoren
Eines der häufigsten Probleme im Bankwesen ist die Verwendung von nominierten Direktoren (Nominee Director) oder Unternehmensdirektoren (Corporate Director). Banken und Zahlungsanbieter stufen diese Konstellationen sofort als riskant ein. Wenn ein Direktor eine juristische Person ist, wird er oft automatisch als nominiert angesehen, was sofort Bedenken hinsichtlich der Transparenz aufwirft. Finanzinstitute möchten wissen, wer hinter einem Unternehmen steht.
Daten | Anzahl | Kommentar |
---|---|---|
Limiteds (Aktiv) | 129,899 | |
Direktoren | 197,915 | Ø 1.53 Direktoren / Limited* |
"Nominee Director" (Corporate) | 13,696 | 6.9 % aller Direktoren |
Das Hauptproblem entsteht, wenn ein "Nominee" oder "Corporate Director", der mehrere Unternehmen leitet, mit einem regulatorischen Problem konfrontiert wird. Etwa Betrug oder Verstöße gegen die Geldwäschebekämpfung. Das wirkt sich schnell auf alle von ihm geleiteten Unternehmen aus. Angenommen, Banken setzen den "Nominee" auf eine schwarze Liste. In diesem Fall werden auch alle verbundenen Unternehmen aufgrund der gemeinsamen Geschäftsführung als betrügerisch eingestuft. Als Folge wird der Zahlungsverkehr von ansonsten regelkonformen und unschuldigen Unternehmen massiv beeinträchtigt.
Unternehmen | Corporate Director Nominees* |
---|---|
A.T.S. DIRECTORS LIMITED | 239 |
A.T.S. MANAGERS LIMITED | 218 |
INTER JURA CY (DIRECTORS) LIMITED | 200 |
HAMERVATE LIMITED | 187 |
KEROSONIC LIMITED | 142 |
Dies ist kein hypothetisches Risiko. Selbst Unternehmen mit einwandfreien Geschäftspraktiken können mit Ablehnungen und Kontosperrungen konfrontiert werden. Es reicht aus, dass sie mit bestimmten nominierten Direktoren in Verbindung stehen, die von anderen Finanzinstituten gemeldet wurden. Banken sind kaum mehr bereit, unnötige Risiken einzugehen.
Hochrisikoanbieter sind keine Lösung
Offshore-Unternehmen sind aufgrund der enormen Möglichkeiten für Geldwäsche oder Betrug einem höheren Risiko ausgesetzt. Die etablierten Banken lehnen Unternehmen mit höherem Risiko in der Regel von vornherein ab. Wenn Banken ein Unternehmen ablehnen, muss es sich an „risikofreundlichere“ Finanzdienstleister wenden.
Diese Anbieter teilen ihre Kunden in bestimmte Risikogruppen ein. Sie sind zwar bereit, ein gewisses zusätzliches Risiko einzugehen, jedoch nur für höhere Profitmargen. Für Unternehmen sind aber nicht nur die hohen Gebühren ein Problem, sondern auch die Sicherheit der Gelder:
- Wenn ein Kunde im Portfolio dieses „risikofreudigeren“ Finanzinstituts gegen Regeln verstößt oder Betrug begeht, können die Folgen auch alle anderen Kunden treffen.
- Wenn Finanzdienstleister einer behördlichen Prüfung unterzogen werden, können ihre Kunden häufig wochenlang oder auf unbestimmte Zeit nicht auf ihre Gelder zugreifen.
Kurz: Unternehmen mit „risikofreudigeren“ Finanzdienstleistern sind häufig in einem Teufelskreis aus Instabilität und extrem hohen Gebühren gefangen.
Beispiel: Die Kosten schlechter Planung
Steuerberater übersehen beim Entwurf von Steuerplänen für Expansionsstrategien häufig die betrieblichen Realitäten des Zahlungs- und Bankwesens.
Wir hatten einen Kunden, der nach Lateinamerika expandieren wollte und Paraguay als Pilotprojekt auserkoren hatte, um die Lage zu sondieren.
Paraguay hatte relativ niedrige Kosten und eine günstiges Steuersystem. Dennoch beging mein Kunde einen schweren Fehler, als er davon ausging, dass die bestehenden europäischen Zahlungsanbieter dort funktionieren würden. Leider nutzten weniger als 6 % der Bevölkerung Karten. Damit war die Marktexpansion nach Lateinamerika mit einem einzigen Kartenanbieter nutzlos. Selbst wenn die Marketingkampagnen erfolgreich Besucher auf ihre Website lockten, konnten ihre Kunden nicht bezahlen. Aufgrund politischer Herausforderungen wäre es zudem aus Bankensicht problematisch gewesen, Geld aus Paraguay an den europäischen Hauptsitz zurückzusenden.
Dies ist ein Beispiel dafür, warum die Payment- und Banking-Strategie vor jeder Expansion, Steuerplanung oder Unternehmensgründung weltweit erfolgen muss. Selbst der sorgfältigste Steuerplan kann scheitern, wenn man die Infrastruktur und das Kundenverhalten in einem neuen Markt nicht versteht.
Warum Buchhalter und Steuerberater versagen
Buchhalter und Steuerberater sind auf Compliance und Kosteneinsparungsstrategien spezialisiert. Dennoch sind sie nicht in der Lage, die operativen Herausforderungen im Zahlungsverkehr und im Bankwesen zu bewältigen. Oftmals übersehen sie kritische Überlegungen wie Risikobewertungen, Sicherheit, Technologieintegration und Zahlungspräferenzen der Kunden. Entscheidungen, die nur unter dem Gesichtspunkt der Steuereffizienz getroffen werden, können zu schwerwiegenden langfristigen Problemen führen. Darunter fallen eingefrorene Konten, höhere Zahlungs- und Bankgebühren als die Steuereinsparungen oder sogar die Unfähigkeit, den Betrieb effektiv zu skalieren.
Steuerplanung richtig angehen
Die Lösung ist einfach: Zahlungen und Bankgeschäfte sollten die Grundlage Ihrer Strategie sein und nicht erst im Nachhinein berücksichtigt werden. Ein durchdachter Ansatz ist entscheidend, um Risiken und Anforderungen zu bewerten und kostspielige Fehler zu vermeiden. Nur die richtige Zahlungs- und Bankstrategie sichert Rentabilität.
Ein Unternehmen kann es sich nicht leisten, eine Konzernstruktur nur mit Blick auf die Steuerplanung einzurichten. Banken kennen sich bereits mit kreativer Steuerplanung aus. Alle ihre Prozesse sind darauf ausgelegt, Gelegenheiten zur Geldwäsche oder Steuerhinterziehung zu verhindern. Unternehmen können nur mit einer zuverlässigen Zahlungs- und Bankinfrastruktur erfolgreich sein. Steuervorteile sind irrelevant, wenn Geld nicht bewegt oder nur ineffektiv verwaltet werden kann.
Seien Sie immer einen Schritt voraus
Die Kombination von Offshore-Elementen mit einer Zypern Limited verspricht zwar niedrigere Steuern, kann aber ohne eine solide Bank- und Zahlungsstrategie leicht nach hinten losgehen. Lassen Sie nicht zu, dass kurzfristige Kosteneinsparungen Ihr Unternehmen gefährden. Lassen Sie sich von Fachleuten beraten und schulen Sie Ihr Team, damit es die sich schnell verändernde Landschaft der Fintech-Welt vollständig versteht. Nur so können Sie sicherstellen, dass Ihre Firmen-Struktur steuereffizient und betriebswirtschaftlich solide ist.